Echo

Durch einen Hinweis aus meinem Trainertreffen-Netzwerk ermuntert, eine Rezension zu einem Motivationsbuch zu schreiben, war ich neugierig, zu erfahren, wie ein LKW-Lerntagebuch aussieht.

Nicht nur der Buchtitel „groß – schwer – stark“ sorgte für ein kritisches Runzeln auf meiner Stirn, sondern auch das Bild eines entspannt lächelnden Frauengesichtes riefen eine gewisse Skepsis hervor. Die gängigsten LKW-Fahrer-Gesichter in meiner Erinnerung als auch aus meiner beruflichen Erfahrung heraus sind eher von Stress, Hetze und Getriebenheit geprägt als ausgerechnet von gelassener Heiterkeit. Aber allein das Durchblättern des handlichen Taschenbuches, die kleinen Skizzen dazwischen und der Vorwortspruch von Karl-Heinrich-Waggerl ließen mich vermuten, dass es sich nicht um ein einfaches Rezepturhandbuch handelt, das von einer Technikerin verfasst, eine sterile Handlungsanleitung enthält. Der Skepsis folgte das neugierige Verlangen, wie sich Promotion mit PS-Protz in Einklang bringen lassen sollte.
Damit war ich bereits unbewusst dem Klischee Gedanken aufgesessen, der die Autorin zwangsweise ausgeliefert sein musste, als sie ihren Jugendtraum, LKW zu fahren, realisieren wollte. Mann und LKW – Kapitän der Landstraße – das ist ein Begriff. Frau und LKW – vielleicht als interessante Tourenbegleiterin, aber nicht am Steuer.
Der Aufbau des Buches ist klar strukturiert, datiert, und durch kleine Kapitel und Abschnitte übersichtlich gestaltet. Durch den Wechsel von Kursiv und Normgröße der Buchstaben wird der Leser durch die unterschiedlichen Gebiete von Sachbericht und Faktendarstellung, Erzählung oder der „dialogischer Monologe“ geführt. Es ist gerade diese Mischung der Stilarten, die das Buch interessant machen.
Der Autorin gelingt es, von Anfang an einen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Ende der Lektüre anhält. Dies geschieht insbesondere durch zahlreiche adjektivistisch ausgeschmückte Beschreibungen. Die unterschiedlichen Gefühls-und Gemütsregungen lassen den Leser die Geschehnisse nachvollziehbar und erlebbar machen.
Wer keine Erfahrungen mit NLP (Neuro Linguistisches Programmieren) hat, bekommt trotzdem Einsicht in Aspekte ressourcenorientieren Verhaltens, Aspekte der Autosuggestion, der Zielbildung und – orientierung. Abseits der üblichen nebulösen und marktschreierischen „Motivationsliteratur“ ist es angenehm und fesselnd mit zu verfolgen, wie man einen (Kindheits-)Traum tatsächlich realisiert.
Über die persönlichen Widrigkeiten, den Widrigkeiten des LKW-Alltags, sowie den gesellschaftlichen Intoleranzen hat die Autorin einen Bogen gespannt, der nicht nur für den Erwerb eines Führerscheins Hilfestellung bietet, sondern für die Alltagsprobleme oder völlig andere Ziele Hilfestellung und Ermunterung darstellt.
(Gustav Haab, Kriminalbeamter und Verhaltenstrainer für Suchtprävention, Ottweiler/ Saarland, 14.09.2015)